Neudorf




Laut Privileg von 1618 hat Adam Czarnkowski das Dorf durch den Schulzen Pilatzki gegründet. Nach dem Privileg sollte der Schulze mindestens 9 Bauern, einen Krugwirt und 2 Schulzenkossäten ansetzen. Diese Zahl war schon 1631 erheblich überschritten.

Im 2. Schwedenkrieg ( 1655 – 1660 ) hat der Ort sehr gelitten, aber der Fleiß der Bewohner hat diesen Notstand bald überwunden. Denn schon 1678 – 81 waren einige Bauern in der glücklichen Lage, sich in Czarnikau Häuser zu kaufen.

1773 waren am Orte 2 Schulzen mit je einer Hufe, 3 Freibauern, 16 Dienstbauern,

3 Kossäten, ferner je ein Gastwirt, Schmied, Schuster, Schulmeister und andere Personen vorhanden. Die Einwohnerzahl betrug 294 Menschen auf 246 ha.

Aus den Klassifikationsanschlägen von 1773 geht auch hervor, was im Durchschnitt auf einer Hufe von 16-17 ha angebaut wurde, nämlich 20 Scheffel Roggen, 10 Scheffel Gerste, 2 Scheffel Hafer, 2 Scheffel Erbsen, ein Scheffel Buchweizen, ½ Scheffel Lein. Kartoffeln wurden nicht genannt, weil sie damals höchstens in Gärten angebaut wurden.

Die Feldbestellung muß 1773 noch recht mangelhaft gewesen sein, denn Neudorf erntete auf seinem Mittelboden nur das 3 bis 3 ½ fache der ausgesäten Körnerfrucht. Unter diesen Umständen konnten die Franzosen, die hier 1807 und 1812 requirierten, keine große Beute erwarten, aber mit Gewalt erreichten sie jedoch noch einiges. Die den Bauern übergebenen Quittungen, Requisitionsscheine genannt, wurden von den kriegführenden Staaten nie eingelöst.



Diese Postkarte, Gruß aus Neudorf, wurde am 04.06.1910 geschrieben

Durch die Separation wurden die Höfe erheblich vergrößert. Außerdem waren die Bauern nun freie Eigentümer ihrer Besitzungen, hatten allerdings statt des bisherigen Grundzinses eine vieljährige Rente zu zahlen.

1865 brach ein großer Brand am Stieglitzer Ende bis zum Jordan aus, aber Menschen kamen dabei zum Glück nicht zu Schaden. Nach dem Wiederaufbau stand nicht mehr der Giebel zur Straße sondern eine Längsseite. Der Hausflur führte nun mitten hindurch, so daß 2 Eingänge entstanden. Anstatt der früheren Strohdächer wurden in der Bauerlaubnis Ziegeldächer verlangt.



Kirche mit Dorfteich



Seitenansicht der Kirche

Im ersten Weltkrieg zogen 112 Männer ins Feld, und der Ort zählte am Ende des Ringens 22 Tote und 3 Vermißte. Um 1920 gab es in Neudorf außer dem Gut noch 20 bäuerliche Höfe von 17-53 ha und mehrere Kleinbauern. Der Ort hatte eine sehr gesunde Struktur.

1867 hatte Neudorf 698 Einwohner, hat aber diese Zahl auf die Dauer nicht gehalten.

1930 wurden nur noch 521 Personen gezählt und eine Dorfflur von 1348 2 ha festgestellt.

Anfänglich hatte das rein evangelische Dorf kein Bethaus, daher fanden die Andachten in der vorhandenen Schule statt. Nach 1719 war auch das nicht mehr möglich, und Hausandachten ersetzten den gemeinsamen Gottesdienst.

So wurde 1799 eine Fachwerkkirche errichtet. Die 1945 vorhandene schmucke Kirche ist 1908 erbaut worden, gleichzeitig bekam sie 2 neue Glocken.



Schule in Neudorf

1872 wurde ein 2. Ziegelbau als Schule eingerichtet. Da beide für die auf 160-180 gestiegene Kinderzahl nicht ausreichten, erstand 1912 ein neues Schulgebäude für

3 Klassen mit 3 Lehrerwohnungen. 1925 ging infolge verringerter Schulkinderzahl eine Lehrerstelle ein. Während sonst alle Lehrkräfte evangelisch gewesen waren, wurde 1938 eine Stelle mit einem katholischen Lehrer besetzt.

Im Januar 1945 haben die Gebäude Neudorfs nur wenig gelitten. Das Haus des Schmiedes Denzien und die Scheune des Gutes Kannenberg brannten ab, der Turm der Kirche und einige Häuser wurden leicht beschädigt. Dagegen waren die Verluste an Menschenleben ziemlich schwer. 26 Personen wurden getötet, darunter 4 Frauen und mehrere Kinder.

Von den Männern waren 4 auf dem Treck in Theerofen umgebracht worden. Das Schicksal von 6 Verschleppten ist unbekannt.

 


         zurück