Grünfier




Ein Gründungsprivileg vom 3.3.1614, ausgestellt von Sophie Czarnkowska, hat flüchtige Leser zu der Annahme verleitet, daß der Ort erst in dem genannten Jahr entstanden sei. Aber der Wortlaut spricht dagegen, denn dort heißt es über die Bauern wörtlich: „Dieweil ihre Freiheit schon abgelaufen ist, so wird ein jeder Bauer verbunden sein, allerlei Arbeit.... in jeder Woche 3 Tage mit dem Vieh zu verrichten“. Da in den Schulzendörfern in der Regel 6 Freijahre bewilligt wurden, sind die ersten Bauern schon vor 1608 angesetzt worden. Damit gewinnt die von kirchlicher Seite vertretene Überlieferung, Grünfier sei schon 1600 gegründet worden, an Wahrscheinlichkeit.

Der Schulze, er hieß 1614 Mathias Lange, hatte für den Schulzenhof von 2 2/3 Hufen die hohe Summe von 500 polnischen Gulden zahlen müssen. Dafür heißt es aber in ganz klarer Ausdrucksweise: „Das Schulzengut wird vererbliches und verkaufbares Eigentum ohne besondere Abgaben.“ Interessant ist die Bestimmung über die Jagd, die besagt: „Die Wälder dürfen mit Schießgewehren und Hunden nicht betreten werden, Raubwild kann auf den Feldern erlegt werden, aber Wölfe sind abzuliefern.“

Mehrmals hat die Pest in Grünfier fürchterlich gehaust, z.B. 1661. Damals verschonte die Seuche nur Pfarrer Gilbertus und 2 Frauen. Auch die Kinder und Hausgenossen des Seelsorgers wurden dahingerafft. Es fehlte zuletzt an Menschen, die Leichen zu bestatten, denn Gilbertus berichtet von dem pestilenzialischen Geruch der unbeerdigten Körper. Der Geistliche verzog darauf nach Neuhöfen und lebte dort noch 30 Jahre. – Über die Pest von 1709 heißt es, daß nur  „7 Einwohner und etliche Bewohner“ von der fürchterlichen Krankheit verschont blieben. Aus den Einwohnerlisten von 1742 ist zu erkennen, daß Siedler aus Nachbardörfern die frei gewordenen Höfe übernommen haben.

 

Grünfier hatte nur leichten bis mittleren Boden. Das Freischulzengut Marten, das mindestens seit 1746 im Besitz der Familie war, wies um 1920 noch 207 ha Acker, Wiese und Wald auf.



Kriegerdenkmal

Zur Pfarre gehörten ungefähr 50 ha, davon ein Teil Wald. In der Regel hielten 20 Bauern 2 oder mehr Pferde und 22 Landwirte ein Pferd.

Letzter Bürgermeister des Ortes war Fr. Tornow, der sein Amt von 1927 – 45 verwaltete. Seine höchste Einwohnerzahl hatte Grünfier im Jahre 1871 mit 542 Menschen erreicht, 1930 werden nur noch 471 Personen genannt bei einer Ortsfläche von 1615 ha.



Kirche in Grünfier

Der Überlieferung nach hatte das Dorf schon um 1600 eine Kirche und einen Pfarrer. Aber beide Angaben können angezweifelt werden, da der Ort erst um 1614 ein vollwertiges Dorf wurde, also um 1600 nur wenige Bauern gehabt haben kann. Auch ist der 1. Pfarrer Paul Günther erst 1613 ordiniert worden. Wahrscheinlich hat in den ersten Jahren ein Schulmeister Lesegottesdienste in Grünfier und Neuhöfen abgehalten. Die alte Holzkirche hat bis 1877 ihre Aufgabe erfüllt. 1878 erstand dann ein massiver Bau aus rotem Backstein mit Turm. Der bekannteste Pfarrer des Ortes war Balhasar Joachim Wolf. Er wirkte von 1766 – 73, teilte während dieser Zeit oft heimlich das Abendmahl an Menschen aus Dörfern des Czarnikauer Abschnitts aus und war zuletzt Pfarrer in Schönlanke..



Schule in Grünfier

Auch das Schulwesen der Gegend war ihm nach 1772 unterstellt, und manchem Bewerber für das Schulamt hat er die Prüfung abgenommen.

Beim Rückmarsch von der Flucht wurden die Bauern Marten und Alfred Pomeränke vom Feinde in Göhren erschossen. Als sich dann der Treck auflöste, wurden nochmals mehrere Bauern getötet. Insgesamt kamen etwa 12 Menschen ums Leben. Von den wenigen Verschleppten kehrte der Sohn des Pfarrers Menard aus der Fremde zurück.

Nur ein Wohnhaus wurde zerstört, Kirche und Schule blieben unbeschädigt. Aber die Plünderungen durch sowjetische Soldaten erfolgten auf sehr gründliche Art.

 


         zurück