Follstein
Der Name des Ortes erinnert an die protestantische Frau
des Grundherrn Johann Czarnkowski, deren Mädchenname Herburt von Fulßtyn
lautete. Daher wurde die Holländerei zuerst auch Fulßtyndorf genannt, was
später in Follstein abgewandelt wurde. Wenn der Name auch erst 1618 in
Urkunden genannt wird, so nehmen Heimatforscher an, daß die Gründung gleich
nach der Entstehung des Nachbarortes Neuhöfen, nämlich 1601, erfolgte. Im
Inventar von 1632 wird die Zahl der Häuser mit 32 und die der Hufen mit 30
angegeben.
1661 wurde das verlorengegangene erste Privileg durch
eine 2. Ausführung ersetzt.
1702 wird in einem weiteren Privileg angegeben, daß in
der Gemeinde 27 ¾ Hufen Altland und 25 Hufen Neuland vorhanden waren. Von
1741 bis 1745 vergrößerten
22 Wirte ihren Besitz durch Zukauf von Heideland. So
entstanden die bekannten Bauernhöfe, die ein großes, aber schmales
Wiesenstück südlich bis zur Netze und einen schmalen Streifen Sandland bis
zur gräflichen Heide hin zeigten.
Wenn nach 1815 Follstein stark aufblühte, so hatte das
mehrere Gründe. Die nahe Kreisstadt Filehne nahm an Einwohnern zu und trat
stärker als Käufer von Lebensmitteln in Erscheinung. Die Bahn
Berlin-Bromberg führte städtische Aufkäufer – besonders in Notzeiten – in das
Dorf, und die Chaussee Filehne-Czarnikau erleichterte den Verkehr.
Das Gedeihen des Ortes wird auch durch das Ansteigen der
Einwohnerzahlen bewiesen.
1816 zählte man 394 Bewohner, 1871 waren es 539 und 1930
leben 592 Menschen auf 1316,7 ha. Follstein ist unter den alten
Schulzendörfern und Holländereien die einzige Gemeinde, deren
Einwohnerzahlen keine großen Schwankungen aufweisen und bei der die
Höchstzahl 1930 erreicht worden ist. Um 1939 gab es 48 Bauern mit 2 und mehr
Pferden, aber nur 5 Landwirte mit einem Pferde, also eine sehr gesunde
Besitzverteilung.
Follstein besaß auch eine Ziegelei, die sehr gute Ware
herstellte und lange Zeit einer Familie Witt gehörte.
Die erste Kirche des Dorfes wurde 1637 erbaut, und 1639
gab der Grundherr ein Privileg zur Regelung der kirchlichen Verhältnisse
heraus. Danach gehörten ursprünglich auch Ehrbardorf und Mariendorf kirchlich
zu Follstein. Der evangelische Pfarrer hatte das Recht, alle kirchlichen
Amtshandlungen in den genannten Gemeinden vorzunehmen – mit einer Ausnahme:
Mischehen durften nur in der katholischen Pfarrkirche zu Filehne
geschlossen werden, und die Kinder aus diesen Ehen mußten katholisch
erzogen werden.
Follstein hatte eine Volksschule mit einem Klassenzimmer und einer Dienstwohnung. Beim Beginn der Leidenszeit von 1945 fielen den Schüssen des Feindes 6 Männer und 3 Frauen zum Opfer. Verschleppt wurden verhältnismäßig wenige Männer, da viele helfen mußten, das Vieh wegzutreiben, waren doch in Follstein nach und nach rund 10.000 Stück zusammengezogen worden. 11 Wohnhäuser wurden niedergebrannt, auch die Jugendherberge, außerdem eine große Zahl von Scheunen und Ställen. |
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