Fratzig




Die Gemeinde Fratzig ist aus einem Vorwerk hervorgegangen, das eine Pachtung des 1641 schon verstorbenen Wracka (Fratzke) war. Nach ihm hieß der Ort schon 1773 Vratzke. Das Vorwerk wurde als zu Lemnitz gehörig erwähnt, weil in seiner Nähe die Lemnitzer Netzewiesen lagen.
1671 verkaufte der Grundherr Andreas Cembicki dem Jakob Samuel ein Haus in Fratzig, einen Kamp zum Urbarmachen beim herrschaftlichen Vorwerk und ein Stück Bruch an der Stöwener Grenze hinter der Kalkbrennerei, alles für 72 Gulden. Dieses Grundstück gehörte 1793 dem Freischulzen Guderjahn, daneben gab es damals 2 Kossäten.
Die Klassifikation von 1773 erwähnt die Kalkbrennerei nicht mehr, sondern nennt außer dem verpachteten Vorwerk je einen Schäfer, Büdner , Schneider und Schuster.
Fratzig war 1773 ein Teil der Schönlanker Herrschaft, die einem Herrn Lasocki gehörte.

Aus dem Vorwerk entstand durch die Separation das Gut Fratzig, das rund 200 ha umfaßte, aber später bedeutend vergrößert wurde, da um 1920 schon 372 ha verzeichnet werden. Der Boden zeigte moorigen Wiesengrund und ertragreiche Grasflächen, die dem späteren Besitzer Moderow die Vergrößerung seines Viehbestandes möglich machten.
Nach seinen eigenen Angaben ist der Gutsbesitzer so wohlhabend geworden, daß er seinen Söhnen größere Güter kaufen konnte, z.B. Adelig Kattun, ohne Fratzig aufzugeben. Die Viehzucht erforderte mehrere Arbeitskräfte und die Landwirtschaft einige Handwerker, und so findet man um 1930 dort 32 Haushaltungen in 15 Wohnhäusern. Insgesamt waren es 165 Bewohner bei einer Dorfflur von 575 ha.



Storchennest an der Dorfstraße

In der Franzosenzeit von 1806 – 1813 hatte der Ort, der an der Poststraße zwischen Schönlanke und Schneidemühl lag, von den durchziehenden Truppen viel zu leiden, namentlich durch Plünderungen und den Raub von Zugtieren. In den Wäldern wurde es damals durch versprengte preußische Soldaten des Nachts recht lebendig, weil sie durchziehende Franzosen angriffen. Einmal wurde bei einem solchen Überfall eine französische Kriegskasse erbeutet. Sichere Leute brachten diesen kostbaren Schatz auf Schleichwegen zu Major von Schill nach Kolberg.
Bei der Besetzung durch die Sowjets Ende Januar 1945 wurden 2 Menschen getötet. Der Gutsbesitzer und sein Schwiegersohn wurden verschleppt und gelten als verschollen.

Die Gebäudeschäden waren gering, nur das Wohnhaus von Karl Radtke wurde zerstört.

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