Unser Heimatbrief


  Zu Beginn des letzten Jahres konnten wir nicht ohne gewissen Stolz an der entsprechenden Stelle unseres Heimatbriefes eintragen:

 

50. Jahrgang.


  Diese runde Zahl ist ein guter Beweis dafür, daß unser Netzekreis in den Gedanken und im Herzen seiner ehemaligen Bewohner weiterlebt und der Heimatbrief seinem Auftrag gerecht wird, das Band zu sein, das uns alle mit der Heimat verbindet. Obwohl durch natürlichen Abgang in jedem Monat einige Bezieher fortfallen, ist die Gesamtauflage durch Neuzugänge fast konstant geblieben. Es ist keine Seltenheit, wenn Neubesteller schreiben:

Bei einer Reise in unsere Heimat, den Netzekreis, hörten wir dort, daß es für uns eine "Netzekreisheimatzeitung" gibt. Wir möchten sie beziehen, bitte informieren Sie uns. Es ist auch keine Seltenheit, wenn noch ältere Ausgaben unseres Heimatbriefes angefordert werden, weil viele jüngere Landsleute ihre Wissenslücken füllen möchten, da sie ja als Schulkinder oder noch jüngeren Jahrgangs den Netzekreis verlassen mußten. Die Dauerbezieher wiederum haben in unserem Heimatbrief Stellen entdeckt (z. B. Geburtstagsliste), durch die sie an Freunde, Schule, Tanzstunde, Vereine und ähnliche Dinge erinnert werden.

Sie warten schon immer sehnsüchtig auf die nächste Ausgabe und leben dann für ein paar Stunden ganz in den alten Zeiten.

50 Jahre brachten aber auch unserem Heimatbrief Krisen und ungewisse Zeiten, die dank der Treue der Leserschar, dank des Einsatzes der Herausgeber und dank der Bereitschaft zum Weitermachen, wenn Ausfälle den Fortbestand unseres Heimatbriefes gefährdeten, überwunden wurden.

Mit einem Rückblick auf die verflossenen 50 Jahre sollen noch einmal die einzelnen Stationen in der Entwicklung unseres Heimatbriefes aufgezeichnet werden.

Zunächst waren nach Flucht und Vertreibung viele Landsleute in Berlin an den ehemaligen Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Schönlanke, Pfarrer Walter Bartel, herangetreten und hatten ihn gebeten, für sie Gottesdienste abzuhalten. Wichtig war damals für viele die Frage nach dem Verbleib von Angehörigen und Freunden, so daß Pfarrer Bartel über den zugesagten Gottesdienst hinaus die wichtigen Daten, Suchanzeigen und Informationen in einer maschinengeschriebenen und vervielfältigten Schrift herausgab, die den Namen trug:

Nachrichtendienst für die ev. Gemeinden Schönlanke, Neudorf, Niekosken

Immer wenn er von den alliierten Kontrollbehörden Papier zugeteilt erhielt, versandte Pfarrer Bartel diese Briefe. Es waren von Februar 1947 an bis Mai 1948 insgesamt neun Briefe. Ab Mai 1949 übernahm Landsmann Fritz Guse diese Arbeit.

Der Ruf nach einem Nachrichtenblatt wurde immer lauter, und Landsmann Guse entschloß sich, wieder eine Informationsschrift herauszugeben. Dieses Blatt erschien im Februar 1950, Jahrgang Nr. 1/1 mit dem Titel

"Rundbrief "

 



Von Februar 1950 bis Februar 1952



Von März 1952 bis Dezember 1959

 

Schwierigkeiten gab es auch weiterhin. Die größte war mit Sicherheit die Kalkulation und Verrechnung in zweierlei Währung. So kostete der Rundbrief seiner Zeit pro Stück
-,50 DM West und 1,50 DM Ost. Als Weggefährten des Rundbriefes findet man beim Durchblättern der alten Ausgaben neben dem Namen von Heimatfreund Guse die der Landsleute Kroschel, Ponto, Schrank, Krüger, Hanow, Prigann sowie viele von treuen Helfern und Mitarbeitern.

Nach der Übernahme der Patenschaft durch den Kreis Husum im September 1959 änderte der bisher erschienene Rundbrief seine Aufmachung und nannte sich ab Nr. 1/ Januar 1960 "Heimatbrief".

 



Heimatbrief ab Januar 1960



  Das Husumer Kreiswappen im Kopf des Heimatbriefes wurde mit der Nr. 1 von 1973 gegen das des neugebildeten Kreises Nordfriesland ausgetauscht und ist auch für die zur Zeit erscheinende Ausgabe gültig.
Eine Krise für den Heimatbrief bahnte sich im Mai 1971 an, als der damalige Herausgeber Landsmann Prigann in Berlin ankündigte, daß er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Schriftleiter amtieren könne. Es folgten viele Gespräche über die Weiterführung der Arbeit am Heimatbrief. Nach vielen vergeblichen Versuchen hatte man endlich Erfolg. Das Ehepaar Abraham in Meppen (früher Kreuz/Schönlanke) war bereit, sich als Schriftleiter-Ehepaar zur Verfügung zu stellen.

Nachdem die Übergangsformalitäten und die Verlagerung der Unterlagen von Berlin nach Meppen erfolgt waren, erschien unser Heimatbrief ab August 1971 (die Nr. 8 22. Jahrgang) dann mit dem Verlagsort Meppen.

 



  So blieb uns das Band zur Heimat erhalten. Neue Leser konnten gewonnen werden; der Bezugspreis betrug zu der Zeit DM -,75 pro Monat; es erschienen 12 Ausgaben pro Jahr.

Zehn Jahre später traten wieder ähnliche Probleme auf. Wieder begann das mühsame Suchen nach einem neuen Schriftleiter-Ehepaar. Wieder stellte sich die Frage, wer kann es machen? Doch auch diesmal wurde ein Ehepaar gefunden, das sich für diese zeitlich aufwendige Arbeit zur Verfügung stellte.

Es waren Gertrud und Otto Andrae aus Köln (beide aus Schönlanke) die, wie sie damals selbst sagten: Es fiel uns nicht leicht, unsere Pläne für unseren Ruhestand nach unserem Berufsleben zu ändern und uns für den "Heimatbrief" als unser Hobby zu entscheiden. Doch wir erkannten, das eine Sache wie diese erhalten bleiben muß.
So ist ab Heimatbrief Nr. 8/1981 - 32. Jahrgang das neue Schriftleiter-Ehepaar Gertrud und Otto Andrae in Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft Netzekreis e. V. für die Herausgabe des Heimatbriefes zuständig. Kurze Zeit darauf konnte auch in Köln eine Druckerei gefunden werden, die die bewährte Arbeit der Meppener Druckerei fortsetzte.
Aber auch diese Ära ging zu Ende. Ab Heimatbrief Nr. 1/1992 - 43. Jahrgang übernahm Willi Zimpel aus Leverkusen (Schönlanke) die Schriftleitung, den Verlag und Vertrieb. Gertrud Andrae war weiterhin für die Finanzen zuständig, bis auch Sie diese Aufgabe an Hanna Volk übergab.

In diesem Zusammenhang muß auch die Anfertigung der umfangreichen Heimatkreiskartei vor gut 35 Jahren erwähnt werden, die Gerhard Henke (Schönlanke), mit unserer unvergessenen Annemarie Rau (Kottenhammer), sowie Wilhelm Radtke (Groß Drensen) und Heinz Kletzke (Schönlanke) angefertigt hat.

Diese Datei ist heute noch bei Herstellung und Versand des Heimatbriefes erforderlich. Praktisch kann unser Heimatbrief in der heutigen Form ohne sie nicht hergestellt werden, da Geburtstagslisten, Etiketten für Briefumschläge, usw., nach regelmäßigem Änderungsdienst schnell übernommen werden können.

Zur Zeit erscheinen pro Jahr sechs Heimatbriefe in einem Umfang von 16 Seiten zu einem Bezugspreis von 15,- Euro. Die Auflage beträgt ca. 1300 Stück. Der Versand erfolgt innerhalb Deutschlands, einzelne Exemplare gehen ins Ausland ( USA, Canada, Australien, Frankreich, Schweiz, Österreich, England, Dänemark und Polen ).

So mag es denn auch beim Blick in die Zukunft lauten:

Der Heimatbrief bleibt das Band, das uns alle verbindet !


Karl-Heinz Mattheus

 

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